Den Bonsai schneiden wir nicht nach Omas Rezept, aber grade so wie die Japaner: Welche Gestaltungsformen gibt es und welche Schnitttechniken muss der Bonsai Fan beherrschen? Diese Tipps helfen bei der Bonsai Kunst.
Omas Tipps in diesem Artikel:
- Bonsai schneiden: Mit dem Gestaltungsschnitt beginnen!
- Der Blattschnitt ist bei einigen Gehölzen notwendig
- Bonsai dauerhaft schneiden mit dem Erhaltungsschnitt!
- Wurzelschnitt: Den Bonsai beim Umtopfen schneiden
- Form und Struktur bekommt der Bonsai durch Drahten und spannen!
- Bonsai schneiden: Diese Gestaltungsformen sollte man kennen!
Bonsai schneiden: Mit dem Gestaltungsschnitt beginnen!
Um einem Bonsai eine Gestaltungsform zu verleihen, muss dieser regelmäßig geschnitten werden. Um aus einem Gehölz überhaupt erst einmal einen Bonsai zu ziehen, wendet man den Gestaltungsschnitt an. Der Gestaltungsschnitt wird vor oder nach der Wachstumsperiode durchgeführt, im zeitigen Frühjahr oder späten Herbst.
So gestaltet man aus einem normalen Bäumchen einen Bonsai:
- hat man sich für eine der vielen Gestaltungsformen entschieden, beginnt man damit, den Bonsai zu schneiden
- dazu sieht man sich die Pflanze erst einmal genau an, indem man sie auf Augenhöhe platziert und von jeder Seite betrachtet
- trockene Zweige und verwelkte Blätter werden zuerst entfernt
- dann wird entschieden welche Äste entfernt werden müssen, um der Zielgestaltung näher zu kommen
- hat man sich entschieden, kann man den Bonsai entsprechend schneiden
- die Grundform ist damit bereits gegeben, bis der Bonsai aber ein fertiger Bonsai in der gewünschten Form ist, dauert es einige Zeit, manchmal auch einige Jahre.
Grundsätzlich ist hier die Kreativität der Bonsai Gärtner gefragt, aber es gibt auch einige Regeln, die zu beachten sind.
- Äste, die verdreht sind und nicht mehr natürlich aussehen, sollten entfernt werden
- ebenso werden Äste entfernt, die zu senkrecht nach oben stehe und sich somit auch nicht durch Drahten oder Spannen nach unten biegen lassen würden
- auch Äste, die sich in der Baumspitze befinden und viel dicker sind als die anderen werden entfernt, sodass man ein gleichmäßiges Bild erhält
- Bonsai sollen sich von unten nach oben verjüngen, dickere Äste gehören demnach in den unteren Baumbereich, nicht nach oben
- gibt es zwei Äste, die auf gleicher Höhe aus dem Stamm wachsen, wird einer abgeschnitten
- große Schnittaktionen sollten nur einmal pro Jahr durchgeführt werden, damit sich der Bonsai wieder erholen kann
Man sollte immer Bedenken, das beim Bonsai schneiden Narben und Wunden entstehen. Einige Vernarbungen sind gewollt und sehen auch wunderschön aus, es gibt aber auch Narben im Baum die durch Schnittfehler entstanden sind. Hat man geeignetes Werkzeug, kann man solchen Fehlern aber entgegenwirken.
Zur Grundausstattung an Bonsai Werkzeugen gehört:
- kleine und große Bonsai Schere (sind viel schärfer und schneiden wesentlich besser und präziser als eine normale Gartenschere)
- Konkavzange, eignet sich gut zum Abtrennen von Ästen, da sie eine kleine Vertiefung hinterlässt, die sehr schöne Narben bildet
- Blattschneider für den Blattschnitt
- Pinzette für Nadelbäume
- kleine Harke oder Holzstäbchen für die Wurzeln
- Drahtschneider
Der Blattschnitt ist bei einigen Gehölzen notwendig
Bäume, die recht große Blätter entwickeln, müssen einem Blattschnitt unterzogen werden. Denn nur so bekommt man ein stimmiges Ergebnis. Ein kleiner Stamm mit riesigem Blattwerk würde keine Miniatur-Kopie eines großen Baumes widerspiegeln.
Bonsai schneiden: So gelingt der Blattschnitt:
- man nutzt eine scharfe Bonsai Schere, um die Blätter des Baumes zu schneiden
- auch wenn das erst einmal nicht schön aussieht, man muss alle Blätter vom Bonsai entfernen
- die Blattstile bleiben stehen
- der Baum wird dadurch genötigt, neues Blattwerk zu bilden
- dieser Vorgang kostet den Baum sehr viel Energie, was dazu führt, dass die neuen Blätter wesentlich kleiner ausfallen als das vorherige Blattwerk.
Bonsai dauerhaft schneiden mit dem Erhaltungsschnitt!
Hat man den Bonsai in seine gewünschte Form gebracht, muss man regelmäßige Formschnitte durchführen. Neue Triebe und Triebe, die nicht in die gewünschte Richtung wachsen, werden entfernt. Der Formschnitt wird auch als Erhaltungsschnitt bezeichnet, dieser wird immer dann angewendet, sobald der Bonsai aus der gewünschten Form herauswächst, ist also nicht an einen bestimmten Zeitpunkt gebunden, sondern individuell mit dem Wachstum vom Bonsai verknüpft.
Bei Nadelgehölzen verhält es sich allerdings anders. Dort werden die neuen Triebe nicht geschnitten, sondern gezupft. Mit einer Pinzette werden die Nadeln gezupft, damit keine unschönen braunen Stellen an den Schnitträndern entstehen.
Wurzelschnitt: Den Bonsai beim Umtopfen schneiden
Ein Wurzelschnitt sollte ebenfalls nur einmal pro Jahr durchgeführt werden. Wächst die Wurzel unten aus der Bonsai-Schale heraus, wird es dringend Zeit, den Bonsai umzutopfen und dabei gleich einen Wurzelschnitt durchzuführen.
Ein weiteres Anzeichen kann auch sein, dass der Bonsai Blätter verliert, trockene Äste bekommt oder braune Stellen. Das ist immer ein Zeichen für mangelnde Nährstoffe oder Schädlinge. Bonsai benötigen aufgrund der geringen Bodensubstanz, die den Bäumchen zur Verfügung stehen, ausreichend Nährstoffe und Luftzirkulation um ihre Wurzeln herum.
Video: Zimmerbonsai richtig schneiden und pflegen
Wird der Bonsai umgetopft sollte folgendes beachtet werden:
- der Wurzelballen und das Erdreich sollten trocken sein
- die Wurzel muss vollständig von der Erde befreit werden, durch Auskämmen oder mit einem Holzstäbchen lässt sich das erreichen
- ist das Erdreich entfernt, kann man sehen ob Schädlinge an der Pflanze sind und ob es abgestorbene oder sehr trockene Wurzeln gibt
- diese werden zuerst weggeschnitten und dann kann man die Wurzel vom Bonsai ein Drittel kürzer schneiden
- danach wird der Bonsai in ein geeignete Bonsaischale mit entsprechendem Bodensubstrat gepflanzt.
Form und Struktur bekommt der Bonsai durch Drahten und spannen!
Weitere Gestaltungsmöglichkeiten der Bonsaikunst sind das Drahten und Spannen.
Beim Bonsai drahten wird:
- Aluminiumdraht oder Kupferdraht verwendet, wobei ersterer biegsamer ist und sich leichter verarbeiten lässt
- diese Techniken werden hauptsächlich dazu genutzt, den Ästen eine bestimmte Form und/ oder Wuchsrichtung zu verleihen
- nachdem der Ast mit Draht umwickelt ist, wird er vorsichtig in die gewünschte Form gebogen
- der Bonsai sollte keine Borkenrinde haben, diese würde dadurch nur beschädigt werden
- der Draht wird wieder entfernt mit einem Drahtschneider, wenn die gewünschte Form erreicht ist
- man kann nur Äste und Stämme drahten, die noch biegsam sind
Ist der Baum nicht mehr ganz jung, ist es auch nicht mehr möglich, die Äste zu drahten, denn sie lassen sich nicht mehr so leicht biegen. Dann hat man nur noch die Möglichkeit, den Draht zu spannen. Das sollte aber mit absoluter Vorsicht passieren, damit der Ast nicht abbricht.
Bonsai spannen funktioniert folgendermaßen:
- der zu spannende Ast, wird wie beim Drahten, mit Aluminium- oder Kupferdraht umwickelt
- man drück ihn ganz leicht in die gewünschte Richtung
- dann nimmt man einen weiteren Draht, der mit der Bonsaischale verbunden wird und mit dem Draht, der um den Ast gewickelt ist.
- dann setzt man einen Knebel ein und dreht den Draht auf Spannung, sodass der Bonsai gezwungen ist die Wuchsrichtung zu verändern.
- auch beim Drahten wird der Draht wieder entfernt, wenn der Ast die gewünschte Form erreicht hat
Die Erstgestaltung einer japanischen Mädchenkiefer wird in diesem Video von Carmen Ganzenmüller sehr anschaulich demonstriert. Wie das Drahten richtig funktioniert, kann man hier ebenfalls sehr gut sehen.
Video: Bonsai – Erstgestaltung einer Mädchenkiefer by Carmen Ganzenmüller
Bonsai schneiden: Diese Gestaltungsformen sollte man kennen!
Diese Bonsai Formen kann man mit den zuvor erwähnten Arbeits- und Gestaltungsschritten erreichen.
SOKAN:
- doppelstämmiger Bonsai
- dabei wachsen zwei Stämme aus einer Wurzel
- wobei der Hauptstamm deutlich dicker ist als der Nebenstamm
- wird in Japan meist mit dem Vater und seinem Sohn verglichen
- obwohl der Nebenstamm kleiner ist bilden beide zusammen optisch eine Einheit
KABUDACHI:
- Mehrfachstamm
- aus einer Wurzel wachsen mehrere Stämme
- die Stämme sollten immer eine ungerade Anzahl haben, den gerade Zahlen gelten als unharmonisch
SEKI-JOJU:
- Felsenform auf Stein
- ein Baum der in der Natur auf einem schroffen Felsen wächst
- dieser Bonsai wird auf einem Stein drapiert, sodass die Wurzeln um den Baum herum wachsen
- ein wahres Kunstwerk unter den Bonsai
- denn der Bonsai hat noch weniger Erdreich zur Verfügung und muss dennoch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden
IKADABUKI:
- Bonsai in Floßform
- die Nachbildung eines Baumes, der bei Unwetter in einen reißenden Fluss umgestürzt ist und aus dessen Stamm neue Stämme entwachsen sind
- sehr starke Wurzelbildung
- bei der Stammbildung sollte man darauf achten, dass die Äste nach außen stehen
- der Stamm sollte in Längsrichtung ausgelegt werden, aber nicht direkt in der Mitte der Bonsai Schale platziert werden
SHARIMIKI:
- die Shari Bonsaiform ist eine überaus edle Kunst
- handwerkliches Geschick ist unbedingt erforderlich, um den Bonsai in diese Form zu schneiden
- dabei wird die Rinde ausgebleicht, sodass schon ein relativ junger Baum aussieht wie ein uralter von den Gezeiten gezeichneter Baum
YOSE-UE:
- die Wald Bonsaiform
- besteht aus einer sorgfältig angeordneten Gruppe von Bäumen
- mit möglichst jungen Bonsais kann man von Beginn an einen eindrucksvollen Miniaturwald erschaffen
- der Hauptbaum, um den herum alles entsteht, sollte dabei nicht direkt in der Mitte der Bonsaischale stehen
- die Bepflanzung sollte möglichst einheitlich sein, nur mit einer Pflanzenart
- längliche oder ovale Schalen bringen die Optik am besten zur Geltung
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: TONG2519 -#01: qSPOoKYp_-#02: meunierd -#03: qSPOoKYp -#04: Panupong786 -#05: wonderisland -#06: LP2 Studio -#07: _ GrooTrai -#08: Suchat Siriboot -#09: Camera Papa -#10: LILLIAN_GZ