Kopfschmerzen bei Kindern treten immer häufiger auf. Neben Erkrankungen sind Schulstress oder übermäßiger Medienkonsum Gründe dafür, dass bereits Kinder unter Kopfschmerzen leiden.
Kopfschmerzen bei Kindern: Die Behandlung orientiert sich an der Ursache
Es gibt verschiedene Krankheiten, bei denen Kopfschmerzen eines der Symptome sind und manchmal stecken keine körperlichen, sondern seelische Probleme hinter den Kopfschmerzen bei Kindern. Oft handelt es sich bei den Schmerzen um ein eigenes Krankheitsbild und manchmal sind Kopfschmerzen sogar ein Grund, mit dem Kind umgehend den Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
Kopfschmerzen treten bei Kindern auch im Zusammenhang mit einer Fehlbelastung auf, weil schwere Schultaschen über der Schulter getragen werden oder Schulranzen zu tief am Rücken hängen. In diesen Fällen tritt der Kopfschmerz oft zusammen mit Rücken- und Nackenschmerzen auf. Eltern sollten darauf achten, dass der Schulranzen nach ergonomischen Aspekten ausgewählt und regelmäßig von überflüssigem Ballast befreit wird. In vielen Fällen reicht allein diese Maßnahme aus, um Kinder von den belastenden Schmerzen zu befreien.
Im Folgenden werden die häufigsten Gründe für Kopfschmerzen bei Kindern genannt und Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt. Außerdem wird beleuchtet, wann Kopfschmerzen das Symptom einer ernsthaften Erkrankung sein könnten und warum dann schnelle ärztliche Hilfe nötig ist.
Kopfschmerzen bei Kindern: Zahlen und Fakten
Eltern haben den Eindruck, dass Kinder heutzutage im Vergleich zur eigenen Kindheit vermehrt unter Kopfschmerzen leiden. Das trifft für bestimmte Arten von Kopfschmerz auch zu. Besonders Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind weit verbreitet. Stundenlanger Medienkonsum, mangelnde Bewegung und Schulstress sind Faktoren, die das Auftreten von Kopfschmerzen begünstigen.
Die Stiftung Kopfschmerz hat folgende Zahlen veröffentlicht:
- mittleres Alter des ersten Auftretens 7,5 Jahre
- hochfrequente Kopfschmerzen (mindestens einmal wöchentlich): 3,6 Prozent der 8-jährigen
- hochfrequente Kopfschmerzen: 10,7 Prozent der 15-jährigen
- 20 bis 50 Prozent aller Schüler betrachten Kopfschmerzen als größtes Gesundheitsproblem
- jeder 5. Grundschüler leidet an Kopfschmerzen
- jeder 3. Jugendliche leidet an Kopfschmerzen
- 52 Prozent der Schüler leiden an Kopfschmerzen vom Spannungstyp
- 12 Prozent aller Schüler leiden an Migräne
Die 10 häufigsten Ursachen von Kopfschmerzen bei Kindern
Auffallend ist die Tendenz, dass die Schmerzen bei Kindern zunehmend als eigenes Krankheitsbild der Spannungskopfschmerzen und nicht als Symptom einer Krankheit auftreten. Das spricht dafür, dass die Veränderung des Lebensstils einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob Kinder und Jugendliche häufig unter Kopfschmerzen leiden. In diesen Fällen werden die Schmerzen von bestimmten Triggern ausgelöst.
Es können folgende Gründe unterschieden werden:
- Unregelmäßige Mahlzeiten
- Zu geringe Trinkmenge
- Verstopfung
- Koffein
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Augenprobleme
- Schlafmangel
- Seelische Probleme und Stress
- Symptom einer Erkrankung
- Migräne
1. Unregelmäßige Mahlzeiten
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder Mahlzeiten vergessen, weil sie mit anderen Dingen beschäftigt sind. Besonders Schüler, die ohne Frühstück das Haus verlassen und in der Pause lieber toben als zu essen, sind gefährdet. Ist die Dauer zwischen den Mahlzeiten zu lange, sinkt der Blutzuckerspiegel stark ab und das ist ein Trigger für Kopfschmerzen.
Es ist außerdem nicht gesund, häufig zwischendurch zu süßen Snacks zu greifen. Einerseits führt auch dieses Essverhalten zu starken Schwankungen des Blutzuckerspiegels und andererseits haben die Kinder dann bei den Hauptmahlzeiten keinen Appetit. Auf diese Weise kann sich kein gesunder Ess-Rhythmus einpendeln und es besteht die Gefahr, dass die Kinder einen zu hohen Anteil an ungesunden Snacks und einen zu geringen Anteil gesunder Lebensmittel zu sich nehmen.
2. Zu geringe Trinkmenge
Dehydrierung ist einer der häufigsten Gründe für das Auftreten von Spannungskopfschmerzen bei Erwachsenen und bei Kindern. Wassermangel führt sehr schnell zu pochenden Kopfschmerzen und deshalb ist es wichtig, dem Kind gesunde Durstlöscher anzubieten, bevor es selbst den Durst bemerkt. Durst ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass der Körper bereits unter einem Flüssigkeitsmangel leidet.
Von dieser Art Kopfschmerzen sind Kinder sehr oft in der warmen Jahreszeit betroffen, wenn sie viel draußen toben und schwitzen. Eltern sollten darauf achten, den Kindern möglichst wenig gesüßte Getränke anzubieten. Wasser und Saftschorle sind gesünder als Softdrinks und Fruchtsaft.
3. Verstopfung
Verdauungsbeschwerden sind ein weiterer Grund für Kopfweh. Wenn die Verdauung unregelmäßig ist, steigt die Gefahr, neben Bauch- auch Kopfschmerzen zu bekommen. Aus diesem Grund ist es wichtig, auf eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten zu achten. Süßigkeiten und Weißmehl sind hingegen eine Belastung für den Darm und deshalb besonders für Kinder, die unter Verstopfung leiden, ungeeignet.
Neben der Ernährung haben die Trinkmenge sowie Bewegung Einfluss auf die kindliche Verdauung. Sport und viel Wasser oder Saftschorle begünstigen eine gesunde Verdauung und beugen damit indirekt Kopf- und Bauchschmerzen vor.
4. Koffein
Koffein ist ebenfalls ein Trigger für Spannungskopfschmerzen bei Kindern. Leider ist in vielen Softdrinks Koffein enthalten und der kindliche Körper gewöhnt sich sehr schnell daran. Trinkt das Kind dann einmal weniger koffeinhaltige Getränke, werden dadurch Entzugskopfschmerzen ausgelöst.
Noch schwerwiegender sind die Folgen des regelmäßigen Genusses von Energy Drinks. Mittlerweile gehören diese aufputschenden Getränke für 70 Prozent aller Jugendlichen zum Alltag.
Die Verbraucherzentrale warnt vor gesundheitlichen Gefahren, zu denen nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch folgende Gesundheitsprobleme gehören:
- Übelkeit
- Schlaflosigkeit
- Nervosität
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Bluthochdruck
- Kreislaufkollaps
5. Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Lösen bei einem Kind bestimmte Nahrungsmittel eine Unverträglichkeit oder sogar eine Allergie aus, kann sich dies ebenfalls durch Kopfschmerzen bemerkbar machen. Können keine anderen Ursachen für die Schmerzen gefunden werden, sollte man das Kind auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten hin untersuchen lassen. In vielen Fällen verschwinden die Kopfschmerzen, wenn das Kind die entsprechenden Nahrungsmittel meidet.
6. Augenprobleme
Eine nicht erkannte Fehlsichtigkeit äußert sich sehr oft zuerst als Kopfschmerz. Kinder bemerken meist gar nicht, dass sich die Sehkraft schleichend verschlechtert und bemühen sich dann, durch Zusammenkneifen der Augen Tafelbilder zu erkennen. Diese Anstrengung verursacht spannungsbedingte Kopfschmerzen, die wie durch Zauberkraft verschwinden, wenn das Kind eine passende Brille trägt.
7. Schlafmangel
Schulkinder benötigen noch sehr viel Schlaf. Ohne eine ausgedehnte Nachtruhe von zehn bis zwölf Stunden ermüden Kinder schneller, sind nicht ausgeruht und leiden unter Konzentrationsproblemen. Wie auch bei Erwachsenen macht sich der Schlafmangel dann im Verlauf des Tages durch Kopfschmerzen bemerkbar, die dem Körper die Ruhebedürftigkeit signalisieren. Verstärkt werden diese Kopfschmerzen dadurch, dass abends zu viel Zeit vor Monitoren und Displays verbracht wird, anstatt das Licht zu löschen und zu schlafen.
8. Seelische Probleme und Stress
Kummer und Ängste äußern sich oft durch Kopf- und Bauchschmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Leider haben schon Grundschulkinder häufig seelische Probleme. Überforderung und Leistungsdruck in der Schule, Mobbing durch Klassenkameraden oder der Umzug in eine andere Stadt sind Gründe dafür, dass der Kopf schmerzt und sich Kinder zurückziehen.
Eltern sollten aufmerksam werden, wenn das Kind nicht nur über Schmerzen klagt, sondern darüber hinaus bedrückt wirkt und sich von Freunden oder gemeinsamen Familienaktivitäten zurückzieht.
Auf der Online-Plattform psychomeda.de können sich Eltern beraten lassen. Hier beantworten Psychologen Fragen und geben wichtige Hinweise darauf, wie die Situation für das Kind verbessert werden und wo man sich professionelle Hilfe holen kann.
9. Symptom einer Erkrankung
Manchmal stecken hinter Kopfschmerzen bei Kindern jedoch auch andere Erkrankungen. Scheiden die genannten Gründe aus oder treten die Schmerzen plötzlich und besonders heftig auf, wird der Kinderarzt nach einer körperlichen Ursache suchen. Treten neben den Kopfschmerzen Husten und Fieber auf, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen grippalen Infekt handelt.
Bei einem Magen-Darm-Infekt kommt es aufgrund der Dehydrierung ebenfalls häufig zu Kopfschmerzen und auch Kinderkrankheiten wie das Drei-Tage-Fieber oder Windpocken werden von Kopfschmerzen begleitet. Derartige Kopfschmerzen können durch das Einreiben der Schläfen mit Pfefferminzöl schnell gelindert werden.
Weitere körperliche Gründe sind Verletzungen und Stürze. Klagt das Kind über Kopfschmerzen, nachdem es beim Spielen gefallen ist, sollten Eltern unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen. Dieser wird feststellen, ob eine Gehirnerschütterung vorliegt und entsprechende Maßnahmen wie Bettruhe und Beobachtung anordnen.
Treten die Kopfschmerzen bei Kindern zusammen mit Sehstörungen und Schwindel auf, wird der Arzt das Kind ebenfalls gründlich untersuchen, um Nervenerkrankungen auszuschließen. Kopfschmerzen, die länger als einen Tag anhalten oder sehr heftig sind, sollten immer von einem Kinderarzt abgeklärt werden.
10. Migräne
Auch Kinder können bereits unter Migräneanfällen leiden. Dabei entsteht der Schmerz durch eine neurogene Entzündung der Adern an den Hirnhäuten. Jede Bewegung, jeder Lichtreiz und jede Erschütterung schmerzen und das Kind möchte sich nur noch im verdunkelten Zimmer zurückziehen.
Die Anfälligkeit für Migräneattacken ist genetisch bedingt und nicht heilbar. Betroffene müssen zunächst einmal herausfinden, welche Reize eine Attacke triggern. Generell geht es darum, Kindern beizubringen, mit der Krankheit zu leben und ihnen bei einem Anfall Erleichterung zu verschaffen. Ruhe, ein abgedunkeltes Zimmer und auch eine Kopfschmerztablette helfen dem Kind über die Phase hinweg.
Schon bei Kindern ab vier Jahren wird geraten, ein Schmerztagebuch zu führen, aus dem nach einiger Zeit ersichtlich wird, was Migräneanfälle begünstigt und unter welchen Umständen es dem Kind besonders gutgeht.
Hier finden Eltern, deren Kinder unter Migränekopfschmerzen leiden, Tipps und Hilfe:
Deutsches Kinderschmerzzentrum
Prof. Dr. Boris Zernikow
Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln
Universität Witten/Herdecke
Dr.-Friedrich-Steiner-Str. 5
45711 Datteln
Telefon.: 02363 / 975-187
Fax: 02363 / 975-181
E-Mail: info@deutsches-kinderschmerzzentrum.de
In welchen Fällen sind die Kopfschmerzen ein Alarmsignal?
Treten Kopfschmerzen bei Kindern plötzlich oder sehr heftig auf, sollten Eltern keine Zeit verlieren. Kann ein Sturz oder eine andere Verletzung ausgeschlossen werden, sind heftige Kopfschmerzen eventuell Anzeichen einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Besonders wenn zusätzlich eine Lichtempfindlichkeit und ein steifer Nacken beobachtet werden, ist schnellstes Handeln erforderlich. In diesen Fällen sollten Eltern umgehend ins Krankenhaus fahren oder einen Notarzt alarmieren.
Kopfschmerzen bei Kindern vorbeugen
Meistens handelt es sich bei Kindern um Kopfschmerzen vom Spannungstyp, denen Eltern vorbeugen können, indem sie den Lebensstil des Kindes gesund gestalten. Dazu gehören ausreichend Schlaf, Sport, Bewegung an frischer Luft sowie eine gesunde Ernährung. Darüber hinaus sollten Eltern hellhörig werden, wenn das Kind Kummer hat oder der Schulstress den Alltag bestimmt.
Falls eine Erkrankung hinter den Schmerzen steckt, wird der Kinderarzt eine geeignete Therapie anordnen. Glücklicherweise sind ernsthafte Erkrankungen selten Ursache des Kopfschmerzes. Es spricht nichts dagegen, dem Kind ab und zu eine für Kinder geeignete Kopfschmerztablette zu geben, um die Schmerzen zu lindern.
Sehr bewährt hat sich außerdem das Einreiben der Schläfen mit Pfefferminzöl. Zusätzlich helfen ein großes Glas Saftschorle, etwas Ruhe und eine Kuschelstunde auf dem Sofa, damit sich das Kind schnell wieder wohlfühlt.
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